Was kann die neue Sauer 404?

Wir wollten wissen, was so eine High-End-Stangenwaffe leistet, und sind dafür nach Ulm gereist.

Aufnehmen, vorschwingen und fliegen lassen: das geht auch mit der Sauer 404 ©Gabriel Ozon

Aufnehmen, vorschwingen und fliegen lassen: das geht auch mit der Sauer 404 ©Gabriel Ozon

Mit Spannung erwartet, und mit Glamour beklatscht: Im März diesen Jahres brachte Sauer seine neue 404 heraus. S

Sie vereint ein robustes System mit einem neuen Abzug und dem lang erwarteten Spannschieber.Wir wollten wissen, was so eine High-End-Stangenwaffe leistet, und sind dafür nach Ulm gereist.

Die Sauer 404 im Detail

Überblick SAUER 404 ©Jägermagazin

Überblick SAUER 404 ©Jägermagazin

Eine Einweisung in die Sauer 404

Um Punkt 9.30 Uhr steht er vor der Tür, der personifizierte Scharfschuss. Der ein oder andere aus unserer Truppe ist überrascht, wie jung der Kerl ist, den Sauer & Sohn vor wenigen Wochen zum neuen Marketingleiter ernannt hat. Sein Name: Maruan Al-Hammoud. Seine Aufgabe: Ein Gewehr an den Mann zu bringen, das sich im Moment fast von alleine verkauft. Die neue 404.

Nach dem ersten Kaffee sind jedenfalls alle von uns überzeugt, dass der Mann dafür genau der Richtige ist. Seine Augen leuchten, wenn er von der Produktneuheit aus der traditionsreichen Waffenschmiede erzählt. Von dem innovativen Abzug und den diversen Detail-Neuerungen.

Und es dauert nur noch ein paar weitere Minuten, bis wir uns duzen, denn, wie jeder weiß: Jagdpassion verbindet.

Erst waren sie skeptisch, dann überzeugt: Das JÄGER–Testteam lauscht den Ausführungen von Schießtrainer Maruan Al–Hammoud ©Gabriel Ozon

Erst waren sie skeptisch, dann überzeugt: Das JÄGER–Testteam lauscht den Ausführungen von Schießtrainer Maruan Al–Hammoud ©Gabriel Ozon

Die Theorie

Um 10.00 Uhr steht die Theorie auf dem Plan, also setzt sich Maruan in unsere Mitte und teilt Zettel aus. Darauf sind ballistische Daten, Flugrouten von Geschossen, einfache und komplexere Erklärungen zu Kaliber sowie Geschosswahl. „Den Bullet-Drop seines Kalibers zu kennen, ist extrem wichtig“, erklärt uns der Weitschussexperte, „denn wenn du auf 300 Meter mit einer normalen .308 Fleck anhältst, wirst du garantiert in den Boden schießen.“

Er blickt in fragende Gesichter, als klar wird, dass die meisten in der Gruppe zwar schon 15 Jahre den Jagdschein haben, aber noch nie so weit geschossen haben. Also wird’s Zeit für die Praxis.

Soweit die Läufe schießen: 300 Meter hatte kaum einer aus der Truppe je geschossen. und siehe da: Gar nicht so schwierig! ©Gabriel Ozon

Soweit die Läufe schießen: 300 Meter hatte kaum einer aus der Truppe je geschossen. und siehe da: Gar nicht so schwierig! ©Gabriel Ozon

Der Weitschuss

Zwei Stunden später. Wir sind im MSZU (Müller Schießzentrum Ulm), Deutschlands modernster Raumschießanlage. Ein 100-Meter-Schießkino existiert hier ebenso wie eine 300-Meter-Bahn und eine In-door-Taubenhalle. Zwei von uns sitzen auf dem Posten und versuchen, positiv gleichgültig abzukrümmen. Das ist gar nicht so einfach, denn je weiter das Ziel, desto wackliger das Leuchtabsehen. Doch die Gruppen der Kameraden sind erstaunlich. „Am Anfang hatte ich ein paar Mal Besuch aus Muckhausen“, so Teilnehmer Immo Harders scherzhaft.

Doch schon nach einer Viertelstunde gibt er zu: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann.“ Als wir die Scheibe ranholen, staunen wir nicht schlecht. Nur fünf Zentimeter Streukreis auf 300 Meter. Und alle sind sich einig: Der Abzug ist eine wahre Innovation. Er kann auf bis zu 550 Gramm heruntergestellt werden, wenn es die Situation erfordert.

Mucken ade dank der Sauer 404

Alles, was man dafür braucht, ist ein kleiner Schlüssel, den Sauer mitliefert. „Wenn wir im Schießkino sind oder auf dem Nahkampfstand auf Sauen, dann stellen wir ihn lieber hoch, denn beim schwingenden Schuss brauchen wir mehr Gewicht am Abzug“, sagt Maruan, der im Jahr etwa 10.000 Mal ins Schwarze trifft. Das Ergebnis des Weitschießens ist eine kleine Sensation: Keiner der Anwesenden hatte Probleme mit dem Mucken.

Konstante Steigerung: Am Anfang muckten einige, am Ende keiner mehr. ©Gabriel Ozon

Konstante Steigerung: Am Anfang muckten einige, am Ende keiner mehr. ©Gabriel Ozon

„Das liegt aber auch am Kaliber“, glaubt einer von uns. Er hat nie zuvor mit der .308 geschossen und ist überrascht, was eine Absehenschnellverstellung und ein Sauer Quattro-Abzug mit vier verschiedenen Gewichten ermöglichen. „Der Abfall des Geschosses wird durch die ASV von Zeiss ausgeglichen“, erklärt Maruan.

Im Kino werden neue Zielfernrohre montiert: Zeiss liefert mit dem V8 1,1-8×30 ein weiteres Glanzstück aus der V8-Generation. Mit einem Sehfeld von fast 40 Metern lässt sich auf schnelle Sauen spürbar besser arbeiten. Das Glas überzeugt mit gewohnter Zeiss-Randschärfe.

Technische Daten der Sauer 404:

ModellS 404
HerstellerSauer & Sohn
Kaliber
Gesamtlänge101,5 bis 112,5 cm
Gewicht3,38 kg
Preisab 3.360 Euro

Technische Daten des Zeiss V8 1,1–8×30

ModellV8 1,1–8×30
HerstellerZeiss
Austrittspupillendurchmesser9,9 – 3,9 mm
Sehfeld auf 100 m39,6 – 5,4 m
Länge303 mm
Gewicht mit Schiene620 g
Absehen54 / 60
Preis mit Schiene2.295 Euro

Die Kritik

Erstmals wird Kritik an der 404 laut. Das schnelle Repetieren wirkt gefühlt mühsamer, als dies etwa bei der 202 der Fall war, von der heute auch eine zum Vergleich zur Verfügung steht.  Zudem sind einige von uns Geradezug-Fans und haben Probleme, mit dem klassischen Repetierer schnelle Salven abzufeuern. Einer der Teilnehmer, Hubertus Sperber, ist knapp zwei Meter groß. Ihm ist die Waffe schlicht zu kurz. Ein Problem, bei dem auch die größte Produkt-Innovation nichts hilft, hier muss ein Maßschaft her.

Für den Normalgroßen am heutigen Tag aber war klar: Gutes Schießen hängt immer auch mit guten Waffen zusammen. Und die Sauer reiht sich hier nahtlos in eine große Ahnengalerie robuster, klug konzipierter und vor allem drückjagdtauglicher Büchsen ein. Neben der Merkel Helix und der Blaser R8 ist sie der dritte Repetierer, der sowohl über ein Magazin, als auch über einen Spannschieber verfügt. Der breite und zudem verstellbare Matchabzug überzeugt auf ganzer Linie, genauso wie die Wiederkehrpräzision der Waffe.

Braucht man dieses Gewehr? Nein. Hätte man dieses Gewehr gern? Durchaus!

Die neueste Waffe, das beste Kino: Das JÄGER–Testteam und Sauer–Mitarbeiter Maruan Al–Hammoud vor dem MSZU. ©Gabriel Ozon

Die neueste Waffe, das beste Kino: Das JÄGER–Testteam und Sauer–Mitarbeiter Maruan Al–Hammoud vor dem MSZU. ©Gabriel Ozon