Kann man die Leistung eines Jagdhunds auf der Drückjagd mittels Hunde GPS Tracker bewerten? Meute, Solojäger oder Standschnaller? Wo liegen die Unterschiede?
Mittels der Trackerapp auf dem Cyrus Outdoor Phone wertet Revierjagdmeister Roman von Fürstenberg die Hundeleistung auf einigen Gesellschaftsjagden aus.
Mit Hunde GPS Tracker im Treiben den Überblick behalten
Wie viele Hunde werden für eine erfolgreiche Bewegungsjagd benötigt? Welche Hunde sollen es im Idealfall sein? Nur solojagende Hunde der durchgehenden Hundeführer? Vom Stand geschnallte Stöberhunde, oder sollte es doch eine Meute richten? Fragen, über die viel diskutiert werden kann und zu denen jeder seine Meinung hat: der eigene Hund ist der beste!
Objektiv verlaufen solche Diskussionen eigentlich nie. Wer kann schon sagen, dass der Hund, der sich gut vom Führer löst und erst eine Stunde später wieder da ist, tatsächlich gut gejagt hat? Dass die 15-köpfige Meute wirklich eine Flächenleistung erbrachte? Oder ob der vom Stand geschnallte Hund nicht doch waidlaut ist und nicht derjenige war, der seinem Führer das Wild zutrieb? Hier ist eine objektive Betrachtung mit moderner Technik das Mittel der Wahl.
Technische Hilfe
Die Firma Tracker aus Finnland stellt Hundeortungsgeräte her. Dass diese Geräte zusätzlich zur zuverlässigen, reichweitenunabhängigen Hundeortung einen sehr umfangreichen Zusatznutzen durch Gruppen-, Wiedergabe Anruf- oder Kartierungsfunktionen haben, konnten die Geräte bereits in diversen JÄGER PRIME Drückjagdfilmen beweisen. Passend dazu nutzten wir das Cyrus Outdoor Phone. Hundearbeit, vor allem in Treiben, kann sensible Smartphones schnell beschädigen. Glas kaputt, Druckknöpfe kaputt: Ärgerlich. Das Cyrus Outdoor Phone ist deutlich robuster und steckt auch mal einen Schlag weg.
HIER können Sie Unterwegs mit den Profis: Gute Stände, Gute Schützen sehen.
Die Arbeit der mit Trackerhalsbändern ausgestatteten Hunde kann durch das in der App integrierte Wiedergabetool nachträglich angesehen und bewertet werden. Hier werden alle Informationen über die Bewegungen des Hundes hinterlegt: Geschwindigkeit, Laut (Belllaute pro Minute), genaue Laufwege im Dreisekundenrythmus, Empfang (Mobilfunk wie auch GPS), Höhe über Normalnull, zurückgelegte Strecke und aktueller Akkuzustand zu jeder Zeit des Jagdtages.
Durch die Möglichkeit, so die gesamte Jagd noch einmal Revue passieren zu lassen, kann im Zusammenspiel mit den Beobachtungen der Jagd eine klare Bewertung der Arbeit jedes einzelnen Hundes erfolgen. Ebenso können im Nachgang wertvolle Informationen über die Wildbewegungen gewonnen werden, um künftige Jagden entsprechend zu optimieren.
Noch interessanter wird es, wenn möglichst viele, im Idealfall alle Hunde GPS Tracker umgeschnallt haben. Nur hierdurch können im direkten Vergleich klare Schlüsse über die unterschiedliche Arbeitsweise und die tatsächliche Leistung einzelner Hunde und auch von Gruppen gezogen werden. In der Jagdsaison 2017/18 wurden bis zu 15 Hunde auf mehreren Jagden – unter anderem drei für JÄGER Prime verfilmte – mit Trackerhalsbändern ausgestattet.
Einsatz Je nach Revier
Reviere unterschiedlicher Beschaffenheit brauchen unterschiedlich arbeitende Hunde – vom kurzjagenden Stöberhund für kleinräumige Dickungen über weitjagende und raumgreifende kontinentale Vorstehhunde bis hin zu Meuten, um in dichten Verhauen einen hohen Druck auf die Schwarzborstler aufbauen zu können.
Was ist bewertbar?
Durch die zur Verfügung stehenden Daten lassen sich die gelaufenen Kilometer, die Dauer des Lauts, die Durchschnittsgeschwindigkeit und vor allem die effektive Flächenleistung eines Hundes objektiv betrachten und in Relation stellen. Alle Treiben wurden, um vergleichbare Bedingungen vorzufinden, in einander gleichenden Revieren durchgeführt.
Meuten
Die Meuten waren mit fünf bis maximal zehn Hunden besetzt. Die Hunde sämtlicher Meuten leben und jagen stets zusammen. Keine der Meuten verwendete normalerweise Ortungsgeräte, lediglich eine plant die Anschaffung. Die anderen sind der Meinung, die Hunde müssen den Kontakt zum Führer auch ohne Technik suchen. Tatsächlich suchten die Hunde auch regelmäßig den Kontakt. Die vier Meuten erbrachten effektive Flächenleistungen von 37 bis 49 Hektar. Hierfür liefen alle Hunde einer jeweiligen Meute gemeinsam zwischen 49 und 112 Kilometer.
Der Laufaufwand, gemessen an der Fläche, war mit durchschnittlich etwa elf Kilometern sehr hoch. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag mit 5,3 Kilometer pro Stunde im oberen Drittel. Auffällig ist mit rund 22 Prozent ein hoher Lautanteil. Denn sobald ein Meutehund laut ist, geben nahezu alle anderen ebenfalls laut.
Fläche, Fläche, Fläche!
Die Aufnahmen lassen erkennen, dass nicht alle Hunde der hier getrackten Meuten wirklich selbst effektiv eine tatsächliche Flächenleistung erbringen. Von beispielsweise acht Hunden jagten tatsächlich meist nur drei, um Wild zu finden. Der Rest befand sich die meiste Zeit dichtgedrängt im näheren Umfeld des Führers.
So dicht, dass zeitweise vier Hunde nur aus einem Hundesymbol bestanden. Diese Hunde schlugen sich gelegentlich bei, sofern die anderen nicht zu weit weg waren, um deren Laut vernehmen zu können. Die geringe Flächenleistung je Hund resultiert aus dem hohen Anteil nicht selbst jagender Hunde, was die Laufwege stark verdeutlichen. Tatsächlich war hier wohl eine Überbesetzung mit Hunden gegeben, die nicht notwendig gewesen wäre.
Die vom Stand geschnallten Hunde hingegen lösten sich, zumindest die hier aufgezeichneten, nur sehr spärlich vom Stand. Dieser wurde jedoch regelmäßig wieder aufgesucht. Tatsächlich weiträumig jagte keiner der Hunde. Die Flächenleistung lag im untersten Bereich. Ob dies der Einarbeitung oder einfach der Arbeitsweise der Hunde geschuldet ist, kann nicht bewertet werden.