Camouflage und Tarnbekleidung auf der Jagd – Sinn oder Unsinn?

Camouflage bietet viele Vorteile für die jagdliche Praxis. Was sich wofür eignet und warum, erfahren Sie hier.

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Bringt Camouflage Vorteile auf der Jagd?

Zunächst einmal ist es auf der Jagd entscheidend, wann und auf welche Wildarten man jagt. Allerdings bietet gute Tarnbekleidung bei der Jagd auf die meisten Wildarten und in den meisten jagdlichen Situationen große Vorteile. Allerdings sprechen wir weniger vom klassischen Camouflage aus dem militärischen Bereich, sondern vielmehr überwiegend von modifizierten und weiterentwickelten Tarnmustern aus dem Realtree-Bereich.
Gerade die Jagd auf Federwild, allen voran die Schlauen Rabenvögel Krähen, Elstern, aber auch Gänse, Enten und Tauben macht Tarnbekleidung nahezu unabdingbar. Hier ist mehr auch wirklich mehr! Das heißt nicht nur eine Tarnjacke und Hose sind sinnvoll, sondern vielmehr noch ein Gesichtsschleier, eine Kappe und Handschuhe. Während es beim abendlichen Entenstrich noch ausreichend sein kann, die Hutkrempe tief ins Gesicht zu ziehen, braucht es bei anderen Jagdarten oft mehr. Krähen, Elstern und Tauben äugen extrem gut.

Tarnbekleidung für die Jagd auf Schalenwild

Auch bei der Jagd auf Schalenwild, egal ob vom Ansitz, auf der Pirsch oder der Bewegungsjagd, bringen Tarnmuster Vorteile. Unser heimisches Wild sieht zwar überwiegend keine Farben oder die meisten Farbtöne als Grauschattierung, dafür sehen sie Bewegungen umso besser. Darüber hinaus haben auch scharfe Konturen, menschliche Konturen, einen alarmierenden Effekt auf unser Wild. Wenn man diese Konturen also durch ein Tarnmuster oder ein gröberes Camouflage, wie das Duck Camo beispielsweise, aufbricht, verschafft man sich deutliche Vorteile. Beim Pirschen kommt man einfach deutlich besser ran ans Wild. Auf niedrigen Sitzen oder bei der Jagd im Bestand auf kurze Entfernung wird man wesentlich schlechter erkannt. Egal, ob auf Rotwild zur Brunft oder auf Dam- und Rehwild, eine Jacke mit Tarnmuster sowie eine Mütze und ggf. Handschuhe und eine Gesichtsmaske verbessern die eigenen Chancen deutlich. Auf der Bewegungsjagd kommt natürlich kein herkömmliches Camouflage- oder Realtreemuster zum Einsatz. Hat man auf der Jacke jedoch ein entsprechendes Muster, so trägt dies dazu bei, vom Wild schlechter und von den Standnachbarn dennoch gut erkannt zu werden.

 

Einige der Muster aus dem Behördenbereich verwischen die menschlichen Konturen ebenfalls maximal. Foto: Patrik Bollrath

Welches Tarnmuster wofür?

Mittlerweile gibt es eine sehr breite Auswahl an Tarnmustern. Gröbere und feinere Muster, solche fürs Schilf und solche für den alpinen Bereich, zudem natürlich auch für verschiedene Jahreszeiten. Wer sich nicht auf ein Muster festlegen möchte, wählt am besten ein Muster, das unterschiedliche Elemente kombiniert. Das Huntec Camouflage von Blaser beispielsweise ist sehr universell. Das DryLeaf Muster von Merkel Gear ist für die Entenjagd im Schilfgebiet entwickelt und stellt eine Weiterentwicklung des legendären Duck Camo vergangener Tage dar. Neben dem Einsatz im Schilf, funktioniert es allerdings auch perfekt auf der herbstlichen Stoppel sowie im Laubwald. So kann man für den jeweiligen Einsatzzweck das perfekte Muster wählen. Bei der aktiven Jagd lässt sich rasch überprüfen, welches Muster sich wo am effektivsten eignet.

Je nach Umgebung, eignet sich ein und dasselbe Muster auch für verschiedene Umgebungen. Foto: Kim Trautmann

Muss das mit dem Camouflage sein?

Immer wieder kommt die Frage auf, ob das mit dem Camouflage wirklich sein muss. Und sicherlich gibt es auch Argumente dagegen. Tweed ist in seinem Ursprung zwar auch als „Camouflage“ für die schottischen Heideflächen entwickelt worden, jedoch auf der Gesellschaftsjagd natürlich sehr edel und schick.
Unstreitig ist sicherlich, dass die Verwendung von Tarnmustern auf der Einzeljagd durchaus sinnvoll ist. Und das nicht, um maximale Erfolge einzufahren sondern, um auch bei Pirsch und Ansitz unerkannt zu bleiben. Störungsarm jagen zu können ist sicherlich ein Argument für die Verwendung von Camouflage und Tarnmustern. Dass es dessen auf der Treibjagd sicherlich nicht bedarf und dass es ohne auf der Taubenjagd nicht geht, ist auch klar. Ein Stück weit ist es also eine Frage der eigenen Präferenz, wann man die modernen Tarnmäntelchen zum Einsatz bringt. Sowohl Tradition als auch Moderne haben ihren Platz und ihre Daseinsberechtigung auf der Jagd.