Es gibt schwimmende Spaniel und stöbernde Setter – doch bestimmte Rassen haben gewisse Stärken. Wir stellen Ihnen die Kopov-Bracke und fünf weitere Experten für die Waldjagd vor.
Text Lucas v. Bothmer
Revierförster Sebastian Kottwitz strahlt Ruhe aus. Sie prägt die Unterhaltung mit ihm ebenso wie den Ort, an dem er lebt. Ein abgeschiedener Hof mitten in Brandenburg, dessen herbe Schönheit typisch ist für die Weiten Ostelbiens. Nichts erinnert hier noch an Berlin, die zitternde, laute Großstadt, nur eine halbe Autostunde entfernt. Doch das scheint ihn nicht sonderlich umzutreiben. Je länger der junge Forstmann spricht, desto deutlicher wird: Hier lebt jemand seinen Traum. Die Oberförsterei Liebenwalde liegt am Südrand der Schorfheide. Kottwitz selbst leitet das Revier Lottsche. Obwohl er noch nicht die Vierzig erreicht hat, verfügt er über mehr Erfahrung mit der Waldjagd, als mancher in einem Jägerleben sammelt.
Im zurückliegenden Jagdjahr konnte er 100 Stück Schalenwild erlegen. Rot– und Rehwild und besonders viele Sauen hat er geschossen. Doch prahlen ist seine Sache nicht – im Gegenteil. Bei aller Spannung und Passion sei das „in erster Linie ein hartes Stück Arbeit“ gewesen. Die Wilddichten auf den 1800 Hektar des Reviers sind enorm. „Lottsche ist untypisch für Brandenburg. Viel Laubholz, bis zu zwei Meter hoher Adlerfarn, große Dornenverhaue – ideale Einstände für Rot-, Schwarz– und Rehwild“, sagt einer, der es wissen muss.
An einem Dezembermorgen war dem Forstbeamten aufgefallen, dass ein Gatterzaun verschiedene Löcher aufwies. Fünf Hektar junge Eichen, Buchen und Dornenunterwuchs machten es ihm und einer Jagdfreundin unmöglich, selbst nachzusehen, was sich dort steckte. Eine Situation, wie gemacht für seine beiden Kopov-Bracken. Der Gedanke an die Arbeit mit den Hunden erhellt die Miene des jungen Försters. Im Nu hatte Kottwitz „Amsel aus dem Forsthaus Blumenthal“ und „Grandel vom Räuberkrug“ in dem Gatter geschnallt – und es sollte nicht vergeblich sein. Schon kurz darauf vernahm er durchpreschendes Schwarzwild am Klang des Hetzlauts.
Seine Kopovs sind wahre Sau-Spezialisten. „Sie jagen einzeln oder zu zweit. Reh- sowie Rotwild hetzen sie nur an, doch wenn Schweine im Treiben sind, zittert ihre Stimme vor Erregung“, sagt Kottwitz nicht ohne Stolz. An einem Gatterloch ruhig verharrend, gelang es ihm, zwei Frischlinge und einen Überläufer vor seinen Hunden zu strecken. „Ohne Grandel und Amsel hätten wir keine Sau gefunden, geschweige denn hoch gemacht. Die Zwei sind in diesem Gelände unverzichtbar.“
Die Schwarzwildbracke (Slovenja Kopov)
Ausdauer, Wendigkeit und (Schwarz-)Wildschärfe – das ist es, was diese Rasse in den letzten Jahren bei vielen Jägern so beliebt gemacht hat. Kopov-Bracken sind keine Fernaufklärer. Anders als etwa Deutsche Bracken jagen sie meist in enger Bindung an ihren Führer. Spur-, sicht- und hetzlaut sind sie in der Regel, doch werden Rot-, Dam- und Rehwild meist nicht weit verfolgt. Bei Sauen gehen sie hingegen konsequent hinterher, krankes Wild wird meist gestellt und bis zur Überläufergröße durchaus heruntergezogen.
Apportieren und Wasserarbeit zählen nicht zu den Stärken der Rasse, die, aus der Slowakei nach Deutschland eingeführt, bei einem Stockmaß von etwa 45 Zentimeter zwischen 15 und 20 Kilogramm auf die Waage bringt. Sie ist nicht nur geeignet für reine Saujagden, sondern auch für Reviere, wo auf das empfindliche Rotwild gejagt wird.
Sofern entsprechend ausgebildet, variieren Kopovbracken ihre Schärfe je nach Wildart. Was die Arbeit nach dem Schuss angeht, gibt aber auch Kottwitz zu bedenken:
„Meine Bracken haben eine feine Nase, doch sie sind vor allem Stöberhunde. Nach dem Treiben ziehe ich bei Nachsuchen meinen Weimaraner vor, denn dann ist Amsel meist müde.“
Näheres im Internet: www.schwarzwildbracke.de.
Die Deutsche Bracke
Die Deutsche Bracke, eine von vielen Verwandten der Kopovs, ist zwar etwa gleich schwer wie diese, kann aber eine Größe von bis zu 53 Zentimeter erreichen. Sie wurde ursprünglich für das großflächige Brackieren eingesetzt. Dieses beruht auf der Idee, Fuchs oder Hase in ihren ursprünglichen Einstand zurück zu hetzen. Eine alte Jagdart, für die eine gesetzliche Mindestgröße von 1000 Hektar vorgeschrieben ist. Die meisten Bracken jagen heute allerdings auf Hochwild. Geblieben ist dabei ihre Fähigkeit, sich selbstständig in großen Revieren zu bewegen. Beharrlichkeit, Fährtensicherheit, Spurlaut und gute Kondition zeichnen diese Rasse aus. Sie setzt keine Prioritäten im Hinblick auf einzelne Wildarten und ist auch für die Nachsuche sehr brauchbar.
Weitere Informationen unter www.deutscher-bracken-club.de.
Der Deutsche Wachtelhund
Ein robuster, langhaariger Jagdhund, der bei einer Größe zwischen 46 bis 54 Zentimeter durchaus ein Gewicht von 25 Kilogramm erreichen kann. Bei der Wasserarbeit leistet der Wachtel zwar gute Arbeit, och ansonsten ist er im Waldrevier besser aufgehoben. Stöbern und spurlautes Jagen auf alle Schalenwildarten sind seine große Passion. Er wird oft vom Stand geschnallt und hat – bei entsprechender Veranlagung – sogar die Fähigkeit, seinem Führer Wild gezielt zuzudrücken. Ziel der Züchtung ist es, dass der Wachtel auf Drückjagden alle 20 bis 40 Minuten am Stand seines Führers eine Rast einlegt. Mit diesem verbindet ihn in der Regel ein enges und zeitintensives Verhältnis.
Weitere Infos unter www.wachtelhund.de.
Der Deutsche Jagdterrier
Der Deutsche Jagdterrier ist nicht unbedingt eine imposante Erscheinung. Doch sollten sieben bis zehn Kilogramm Kampfgewicht und 38 bis 43 Zentimeter Größe nicht unterschätzt werden. Ursprünglich in Feldrevieren eingesetzt, um unter der Erde Fuchs und Dachs zu sprengen, erarbeitete sich diese tapfere Rasse eine echte Existenzberechtigung auf Hochwildjagden. Härte, Mut, Beharrlichkeit, Wildschärfe – der Jagdterrier ist ein unerschrockener Stöberhund, der gern in der Meute die Dickungen durchkämmt. Er kann allerdings, sofern die konsequente Führerhand ihn anleitet, auch auf der Nachsuche sehr gute Arbeit leisten.
Näheres unter www.djt-club.de.
Der Jagdteckel
Er ist mit einem Brustumfang von 35 Zentimeter und einem Gewicht unter neun Kilogramm der kleinste Jagdgebrauchshund. Gern wird der Teckel im Waldrevier zum Stöbern eingesetzt. Sein Vorteil: Er ist kurzläufig, langsam und spurlaut. Dadurch wird er nicht gerade zum Sauenschreck – alle anderen Wildarten jedoch ziehen vertraut vor ihm her und verhoffen oft, um zu vernehmen, wo der kleine Jäger sich just befindet. Raubwildschärfe ist ebenfalls eine seiner Charakteristika. Darüber hinaus muss be- tont werden, dass immer wieder Teckel erfolgreich auf Nachsuchen eingesetzt werden. Ob Kurz-, Lang- oder Rauhaar, der Teckel ist (mit dem Labrador) der jagende Familienhund schlechthin. Er gilt gemeinhin als sehr verschmust und liebesbedürftig. Weitere Infos unter www.dtk1888.de.
Die Laika
An dieser Stelle präsentieren wir eine Rasse, die, obwohl nicht unumstritten, große Qualitäten hat. Mit einer Schulterhöhe von 50 bis 60 Zentimeter und einem Gewicht von 20 bis 30 Kilogramm führt die Laika diese Kategorien an. In den letzten Jahren tauchten sie auf Drückjagden von Ost nach West vermehrt auf. Der Grund: die gestiegene Sauenpopulation. Laiki jagen nicht spurlaut. Nur mit Halsglocke sind sie zu hören.
Rehen laufen sie bisweilen teilnahmslos hinterher. Sie jagen in enger Bindung zu ihrem Führer, zumindest solange keine Sauen im Treiben sind. Sobald sie aber an Schwarzwild geraten, ändert sich alles: Die Laika gibt sofort wütenden Spur- und Hetzlaut. Sie ist sehr scharf, hat enormen Finderwillen und jagt die ritterlichen Schweine selbst aus schwierigstem Terrain.
Erstaunlich bleibt, dass sie bald darauf im Einstand zurück ist, um weitere Sauen zu finden. Laiki reißen mitunter gesunde Frischlinge – ein klarer Nachteil. Das liegt auch an ihrer geräuscharmen Arbeit, Rottenverbände werden oftmals überrascht und auseinandergesprengt. Jeder passionierte Saujäger dürfte wissen, dass sich damit in der Regel die Gesamtstrecke erhöht.
Nähere Infos unter www.laika-club.de.